Montag, 31. Oktober 2011

Aufklärung als Geschichte der Gegenwart?

Die sogenannte Aufklärung beginnt mitnichten erst im 18. Jahrhundert, wenngleich
das Siècle des Lumières meist eben genau dort verortet wird. Durchaus berechtigt weist jener Zeitraum gewisse politische, soziale, technologische sowie ökonomische Besonderheiten auf, welche allesamt mit den grundlegenden Ideen der Aufklärung als wechselwirkende Faktoren oder Resultate verstanden werden können. Die zentralen Figuren des 18. Jh. selbst begriffen die Aufklärung wiederum von je her als „Ausgang“, Bewegung oder Kraft; eben als Prozess. Setzt man Ideen und Erkenntnisse des 17. Jh. mit Kant und Co in Bezug, so lässt sich ohne Zweifel von einer geistigen und methodischen Verwandtschaft beider Denkräume ausgehen. Ohne Descartes, Newton, Locke oder Leibniz wären die fundamentalen Umwälzungen im Weltbild der Moderne bis hin zur Französischen Revolution nicht denk- und erklärbar. Allerdings verweist dieser nicht sonderlich spektakuläre Befund auch auf eine grundsätzliche Tendenz der sogenannten Aufklärung und wurde als solche von einer Reihe namhafter DenkerInnen des 19. Und 20 Jhds. ausführlich thematisiert. Horkheimer und Adorno lokalisieren den Aufklärungsprozess gar am Anbeginn von Zivilisation selbst und gehen davon aus, dass man das Prinzip Aufklärung schon in der Antike als ordnungsstiftende Rationalisierung der Welt, verwirklicht im Ordnungssystem „Mythos“ ausfindig machen könne. Ihre dialektische Aufklärungskonzeption versteht die rationale Organisation von Wissen und Welt als uraltes sowie sich stets wiederholendes Strukturmuster. Foucault, Luhmann, Arendt und andere post-moderne (Nach-)Denker sind in Bezug zur kritischen Theorie in diesem Punkt durchaus anschlussfähig.

Schön und gut! In Lehrbüchern ebenso wie in den Köpfen bleibt die Aufklärung trotzdem nachwievor in eben jenem historischen Raum verhaftet. Als rein historisches Gebilde hochgeschätzt, scheint sie nicht mehr zu sein als ein Stück Geschichte aus vermeintlich besseren Tagen oder schlimmer noch, die naiv-optimistischen Spinnereien einiger „Gutmenschen“ des 18. Jahrhunderts. Dass Aufklärung, verstanden als Denk-Werkzeugkasten und Methode der Selbstreflexion (Diderot) sowie als Haltung oder Frage des Charakters (Foucault, Schiller), auch in der Gegenwart das Potential besitzt den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen, soll innerhalb dieses Beitrags zur Debatte gestellt werden. Es ist zu fragen und diskutieren, auf welche Weise(n) sich das Prinzip Aufklärung heute bemerkbar macht? Inwieweit Dialogisches Prinzip und Enzyklopädische Methode es noch immer vermögen, einen entscheidenden Beitrag zur Lösung der Probleme der Jetzt-Zeit zu leisten? Ob Aufklärung sich heute noch als Geschichte der Gegenwart beschreiben ließe?

4 Kommentare:

  1. Also ich meine: die Mehrzahl der Blogger blogt abends oder zwischendurch in der fünf oder zehn-Minuten-Pause, da sollten die Texte keine wissenschaftliche Vortragstexte sein, sondern kurze und griffige Anrisse, die ebenso kurz und griffig beantwortet werden können. Da langen ein oder zwei Gedanken(splitter). Wir wollen doch hier keine Klausur schreiben.....

    Also, Gegenwart ist bestens, in der leben wir nämlich. Dazu brauchts mehr als Wissen allein. Nämlich?

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  2. 1. Nur weil andere etwas scheinbar nur so machen, wie Sie vermuten, muss man es hier prinzipiell nicht auch so machen!
    2. Interessant, dass Sie scheinbar die Mehrzahl aller Blogger kennen! Kennen Sie auch die Mehzahl aller Wissenschaftsblogs? Reiseblogs? Literatur- und Filmblogs? Wenn dem so wäre, würden Sie wissen, dass es den einen Blog-Typus nicht gibt.
    3. Bei kurzen, griffigen Anrisse in fünf oder zehn-Minuten-Pausen handelt es sich um sog. Tweets!
    4. Nichts für ungut... auch Kritik am Blog und seiner Form selbst sind hier natürlich angebracht & auch weiterhin willkommen, eventuell haben Sie ja einen konkreten Verbesserungsvorschlag?

    viele Grüße
    PM

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  3. Hallo @Philipp Marquardt:

    zu 1) Keine Vermutung sondern empirische Erhebung, aus der ich die These formulierte. Sie können diese sogar bis Zeitraum 23.12.11 wissenschaftlich untersuchen und bestätigen.

    zu 2) Da stimme ich Ihnen zu.

    zu 3) Nein, Tweets sind nicht an Minuten gebunden sondern an die Anzahl der Zeichen.

    zu 4) siehe Kommentar vom 14.12.

    Ich wünsche Ihnen ein gutes Neues Jahr!

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  4. hallo

    nur kurz ne frage (sorry für das anonym ich will keinen acc aufmachen dafür):

    was ist das für ein bild? mit dem menschen der aus der halbkugelsphäre schaut? suche das schon länger finde nie die angaben dazu...

    und zu deiner frage welche rolle die aufklärung heute spielt: das prinzip ist für für einen jeden wichtig, egal woher und wie alt, hmm aber es gibt da schon gewisse tendenzen im informationszeitalter - zb arabischer frühling? jedenfalls hatten die menschen in der vergangenheit noch nie eine derartige vernetzung, ein derartig schneller infoaustausch, noch heute ist es nicht einfach bis z.t. unmöglich, auf missstände aufmerksam zu machen aber sicher einfacher als vor 100 jahren?! und wir hatten bestimmt noch nie weltweit ein so hohes bildungsniveau, du kannst jetzt lachen, aber auch mit kA wievielen % analphabeten sind wir immernoch besser dran als vor ein paar jahrzehnten. also tendenziell ist information einfacher zugänglich für grosse massen, information, die wahrscheinlich auch benutzt wird (ich meine warum sind die massenaufstände gerade in dieser zeit zustande gekommen? woher die unzufriedenheit, der tatendrang der vielen menschen...? also schlussendlich kann das niemand genau sagen, die vermutung liegt aber schon nahe dass es mit anderen entwicklungen der zeit zu tun hat)

    fazit: schau dir die welt an, die vielen ungerechtigkeiten, die missstände, das überdimensionierte ungleichgewicht - je mehr das den menschen bewusst wird desto höher die wahrscheinlichkeit, das mal ein paar ihre schlüsse ziehen und sagen NEIN........ also ich weiss das ist salopp gesagt, ich hab keine lust sachlich zu schreiben:P das meintest du doch mit 'aufklärung heute'?

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